28 Juli 2005

Chaos-Technik-Kritik

Ein Link per Mail. Soll ich mir mal anschauen. Danke M.S.
Plom-plom-Blog vom Dezember 2004.

Tatsächlich, wörtlich "Zweite Aufklärung". Plomplom war beim CCC-Kongress. Reflektiert ihn mit einer These Neil Postmans: Unsere Gesellschaft habe sich abhängig gemacht von der Technik, bringe ihr ein "unglaubliches Maß" an Vertrauen entgegen, ohne das zu reflektieren. Plomplom ist eigentlich besser als Postman. Weil nicht so penetrant kulturpessimistisch. Und er schreibt es ja immerhin in einem Blog (Technik), reist extra zum CCC (Technik). Technik-Kritik mit Technik.

Die schönsten Sätze will ich hier quoten:

"Da ist es ungemein beruhigend, dass mit den Hackern eine technische Elite existiert, deren Verständnis der Technik mit einem gesunden Maße an Misstrauen (jede EDV-Lösung ist korrumpierbar), kreativer Anarchie (technische Lösungen gegen ihren Zweck für unerwartete andere interessante Sachen missbrauchen) und aufklärerischem Sendungsbewusstsein (durch medienwirksame Hacks der Öffentlichkeit die Gefahren ihrer Ignoranz gegenüber den Unsicherheiten der modernen elektronischen Informationsgesellschaft vorhalten) einher geht."

"Und in der Blogosphäre werde der Notwendigkeit einer repräsentativen Demokratie, in der die Mehrzahl der Bürger für sich nicht über die geistige Kompetenz zur Auseinandersetzung mit politischen Fragen verfüge, der Gegenbeweis angetreten."

"Die Netzbürger seien vernunftbegabt genug, mündig genug, dass die Netzöffentlichkeit selbst Konsensfindung (nicht von außen/oben auferlegtes Manufacturing Consent!) betreiben und sich selbst regieren könne. Es brauche keine netzfernen Autoritäten oder Repräsentanten.Die Netzbürger seien vernunftbegabt genug, mündig genug, dass die Netzöffentlichkeit selbst Konsensfindung (nicht von außen/oben auferlegtes Manufacturing Consent!) betreiben und sich selbst regieren könne. Es brauche keine netzfernen Autoritäten oder Repräsentanten."

Plomplom kommt von selbst auf die Erste Aufklärung. Und auf das Problem, dass es dennoch Auschwitz gegeben hat. Denkwürdig.

27 Juli 2005

form follows illumination

Dosenbier eins weiter gedacht.

Anmeldung bei DMOZ. Ach so.
Das Mosaik der Menschlichkeit entsteht am einfachsten in der Pluralität des Internets.

Trivialer Gedanke, ich weiß.
Man müsste bündeln. Jeder bleibt wie er ist. Aber stellt sich die gleiche Frage: Wie sieht die Zweite Fufklärung aus. Für mich. Jeweils.

Die Ordnung der Steine ergibt sich aus der Ordnung des Diskurses.

Ist "Stil" die Lösung?

Dosenbier-Markus stemmt sich gegen die Postmoderne.

So: Alles ist Zitat. Alles ist blogbar, verfügbar. Assotiation. Sprache, Sprache, Selbstzweck?
Idee, grübel: Das Ich wird Stil.
Alles nur Gruppen unverkennbarer Inselchen im Meer des "Anything goes".

Funktioniert nicht.
1. Anlehnungen zerstören die Einzigartigkeit. Geht gar nicht anders. SZ-Magazin. Jetzt. Stilvorlagen für Bier in Dosen. Das wars mit der Individualität.

2. Stil ist Form. Die Lösung heißt immer Inhalt.

Alchimistisches Management

"Die sieben Managertypen - und welcher Erfolg hat."
Der Titel im Harvard Business Mager 7/2005 klingt so lalala. Typologie mal wieder, soso. Mal sehen.

Schon nach wenigen Zeilen, steht da: "Und doch versuchen relativ wenige Führungskräfte, ihre eigene Handlungslogik zu verstehen. Und noch weniger ziehen die Möglichkeit in Betracht, diese zu ändern. Das sollten sie aber tun." Großartig: "Das sollten sie aber tun." Steht da einfach so: Nur wer die eigene Persönlichkeit und die Entwicklung kennen lernt, kann seine Leistungen verbesseren. Sapere aude! Über dich selbst.

Sensationell dann das erste Zwischenfazit: Es gibt eine extrem kleine Gruppe von Managern, die als "Alchimisten" eingestuft werden. Empathie-fähig, mit hohen moralischen Werten, langfristig denkend, extrem aufmerksam. Sie schaffen Symbole und Metaphern, die "Herzen und Geist ansprechen". Wie klug ist das denn. Die Verbindung von Geführen und Gedanken dank einer spirituellen Ebene. So integriert dieser Typus den "materiellen, spirituellen und gesellschaftlichen Wandel". Ungehörter Dreiklang.

Das geht noch einen Schritt weiter als Jim Collins "Level 5-Manager"

(Der Weg zu den Besten, 2003))

Und hier. Manager, die menschliches Blei in Gold verwandeln. Bei jedem. Im Kleinen wie im Großen. Das ist wohl das Ziel.

Der Weg dorthin ist so anders. Kleine Lerngruppen, autobiographisches Schreiben, Psychodrama, Begegnungen mit der Natur.

Das Schöne: Jeder kann sich ändern, kann seine Stufe in Angriff nehmen. Lo geht´s.

26 Juli 2005

Postmans Polemik



Neil Postman. Natürlich.
Verwendet den Begriff der Wiener Philosophen als Buchtitel.

Irgendwie richtig. Postman preist Kant und Montesqieu und Hume.

NB: Feiert deren Formulierungskkunst. Heute seien die Kollegen alle zweitklassige Rhetoriker. Studenten zu faul, einen zweiten Entwurf anzufertigen. Alles zweitklassig eben. Habe extra das Original rausgekramt. Es liegt nicht an der Übersetzung: Auch Postman ist nur bemüht originell. Schrecklich. Der Stein fällt ihm auf die Füße.

In Interviews ist er viel besser als in seinem Buch: Lesenswert, was Günter Kaindlstorfer ihm entlockt hat. Postman polemisiert gegen die Postmodernen. Derrida mag er nicht. Lyotard liege falsch usf. Postmans protestiert, da "wahr" und "falsch aufgehoben seien. Dass man das "bekämpfen" müsse - mit allen Mitteln sogar. Mag ich nicht.

Dabei sind seine Tiraden selbst nur postmoderne Tapetentüren. Ständig tut er so, als übe er unique Kritik am Übel der Kultur. Am Fernsehen, das die Eltern der Erziehungsfähigkeit beraubt. Blubb. Wenn man durch die Tür geht: Keine Welt. Nur Zitate. Hochgradig selbstreferenziell. Mag ich erst recht nicht.

Postman ist ein Kulturpessimist. So will ich hier nicht vorgehen. Ich glaube er hat Lyotard zu negativ verstanden. Das "Ende der Großen Erzählungen" ist nicht pessimistisch gemeint. Es stimmt eben. Doch dazu später mehr.

25 Juli 2005

Zweite Aufklärung Start

Erst Mal eine Verbeugung.

Vor Kant. Vor der Möglichkeit, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Vor den Folgen: Rationalität als akzeptierter Grundpfeiler. Folge der Folge: Gleichheit. Weil nur das Argument zählt. Nicht Pfaffenwitz und Herrenrecht.

Und dann: Freiheit. Individualität. Alles darf hinterfragt werden. Endlich.

Aua. Jetzt wird es schon schwer. Der Mensch hinausgeworfen auf sich selbst.

Verkrüppelung. Woran festhalten? Familie, Rollenbilder, Schwangerschaftsberatungs-Papst, Peanuts-Manager. Alles wankt.

Neue Klischees. Floskeln (Traue keiner Statistik - In den Apokryphen steht aber). Philogenetisch eingeflossen in die Ontogenese des Unterschichtenfernsehens.


Also bleibt: Man selbst. Das ist schwer. Überfordert viele.

Das Konzept der "Zweiten Aufklärung" ist geboren.

Also suchen.
Was ist mein "bestirnten Himmel über mir" - nicht immer nur Dalai Lama.
Lebenssinn - nicht immer nur egoistisches Gen.
Humanes Wirtschaften - nicht immer nur Windkraftwerk und Heuschrecken.

Mit. Mitdenken. Mitschreiben. Jetzt. Mit Dir?

Die Baustelle: Pluralität als Mosaik der Humanität.