Vorbildliche Gleichheit
Peers entscheiden. Nicht die Eltern. Was wir denken, wie wir reden, was wir wichtig finden.
Das zeigt die Zwillingsforschung. Glänzend erzählt, brillant zusammengefasst hat es Malcom Gladwell in seinem Bestseller "Tipping Point". Nacherzählt wird es in der aktuellen Compact-Ausgabe von Psychologie heute (Nr. 12: "Familienleben).
Am spannendsten liest es sich von der Autorin selbst. Die Psychologin Judith Rich Harris (Foto: www.edge.org) spitzt ihre Gedanken zu und versieht sie mit Widerborsten.
In meinem Kopf steckt ihre "Null hypotesis of zero parental influence". Elterliche Erziehung hat keinen Einfluss auf die kindliche Intelligenz oder Persönlichkeit. Wusch.
Wie sie ihre Logik in allzu offensichtliche Zusammenhänge schneidet. Beispiel: Eltern, die ihren Kindern früh vorlesen, erhalten Kinder mit großem Wortschatz. Daraus würden viele eine moralische These ableiten. Verkürzt: Lies deinen Kindern vor, dann gehen sie nach Harvard. Aber: Vergleicht man Geschwister, von denen eines adoptiert wurde, verschwindet die scheinbare Korrelation.
Harris: "It doesn't make a dime's worth of difference whether the kid grew up listening to Mozart or Muzak".
Wesentlich wichtiger: Die Peers. Gleichaltrige. Deswegen sprechen Einwandererkinder ohne Akzent. Weil sie von Peers lernen.
Und nun? Schweigen bei Harris. Sie forscht nur, gibt keine Handlungsanweisungen. Das ist wenig.
Den Weg will ich nicht mitgehen. Wenn Erziehung nicht fruchtet, wie soll sich dann die Welt verändern? Und wer beeinflusst die Peers, die andere Peers beeinflussen?
Am Ende ist es ganz einfach: Jugendliche suchen sich Vorbilder, um die eigene Persönlichkeit auszubilden. Wenn sich jeder bewusst ist, dass er als Vorbild handelt, verändert er die Welt. Wenn auch vielleicht nicht die eigenen Kinder in dem Maße, wie er in seinem Wahn glaubte.
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