03 August 2005

Duell für resignierte Wähler

Es gibt viele Thesen, wie apolitisch die Deutschen geworden seien. Pradoxes Phänomen sind die Fernesehduelle. Immerhin haben im Jahr 2002 15 Millionen Deutsche, also ein Viertel der Wähler, zweimal mit angesehen, wie und was sich Schröder und Stoiber sagten.
Kein Interesse sieht anders aus.

Markus Klein weist in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für Soziologie nach, dass das Fernsehduell zwei Dinge beeinflusst hat: Es hat mobilisiert überhaupt zur Wahl zu gehen und hat die Sympathien für Schröder kippen lassen.

Inhaltlich differenzierter zeigen Oskar W. Gabriel und Kerstin Völkl in Ihrer Studie, an welch kleinem Punkt das Fernsehduell Auswirkungen hatte:

"Während die Wirtschaftslage schon seit dem Herbst 2001 auf der politischen Agenda stand, erlangte die Außenpolitik erst im Wahlmonat eine prominente Position in der Einschätzung der Wähler. Ursächlich für diese ungewöhnlich große Bedeutsamkeit eines außenpolitischen Themas war die Debatte über die drohende Militärintervention der USA im Irak, die Bundeskanzler Schröder im zweiten Fernsehduell mit seinem Herausforderer Stoiber stark in den Vordergrund spielte."


Genau das ist der Punkt. Schröder hat instinktsicher ein unerwartetes kleines Thema groß wachsen lassen. Und: Es ist ein Thema, das die Menschen überhaupt noch durchschauen. Denn in Wirklichkeit haben sich die meisten von der Politik abgewandt, weil sie von keiner der Parteien mehr eine Alternative erwarten.

Positiv gesagt: Die Wähler sehen die Politik als das, was sie ist. Komplex und mit vielen äußeren Zwängen. Negativ gesagt: Kein Politiker schafft es mehr die große Linie hinter den kleinen Zahlen herauszuarbeiten.

Also erfüllt die Zuspitzung der Wahlentscheidung auf das Fernsehduell alle meine Befürchtungen. Hier wird eine Pseudo-Profilierung geleistet, die nur durch zwei Faktoren entschieden wird. Erstens durch Äußerlichkeiten wie Aussehen und Rhetorik. Und zweitens durch geschickte Campa-Arbeit an emotionalisierenden großen Themen.

Zurück zum Alichimistischen Management. Warum entwickeln eigentlich Manager die Menschenbilder, die wir zur Krisenbewältigung benötigen und nicht die Politikwissenschaft? Manchmal wirkt es, als würden sich Unternehmen mehr Gedanken zur Krisenbewältigung machen als die Politik. Denn: Management beginnt immer bei den Human Ressources, also beim richtigen Personal für die Aufgabe.